Lyrisches Stundenprotokoll

 

Protokolle schreiben = langweilig? Nöö, denn wenn man das Ganze in eine lyrische Form bringt, hat der gesamte Leistungskurs seinen Spaß. Lest hier den Gastbeitrag von Nelly Biehl (Q4).

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Für diejenigen unter euch, die im Zuge der Oberstufe noch nie in dem Genuss gekommen sind: Bei manchen Lehrkräften ist es gängig, dass die Stunden reihum protokolliert und vorgetragen werden. So hilfreich es (wirklich) ist, wenn man sich auf eine Klausur vorbereitet, so lang und trocken können diese Protokolle aber eben auch sein. Nicht so bei diesem Beispiel: Eine Schülerin des Leistungskurses Philosophie aus dem Abijahrgang verfasste das Stundenprotokoll aus dem Themengebiet Erkenntnistheorie in lyrischer Form. Lest selbst!

Die Stunde beginnt montags wie gewöhnlich,
Im Raum des Philo-LKs, munter und fröhlich.
Doch nicht jeder kann leider anwesend sein,
Denn die Elke lässt uns heute mal allein.

Nun wird uns sofort auch die Frage gestellt,
Was für Déscartes unter sicheres Wissen fällt.
Johanna ruft auf: „Es ist der Verstand!“,
Von seinen Sinnen habe er sich ganz abgewandt.
Das Einzige auf das er vertrauen kann,
Sei sein reiner, rationaler Gedankengang.
Denn seinen Wahrnehmungen zu viel Vertrauen zu schenken,

Könne einen abhalten vom rationalen Denken.
Doch Marten beschwert sich, er hat keinen Plan,
Ob man wirklich a priori Wissen kann?
Drum legt Maurits ein einfaches Beispiel dar:
„5 ist eine Primzahl, das ist doch klar!“
Denn an solches Wissen kann man gelangen,
Ohne es zu erleben oder zu erfahren.
Die Vernunft sei das einzige was da sein muss,
Drum ziehe man daraus einen logischen Schluss.

Nun zieht die Lehrkraft ein Zitat heran:
„Ich denke, ich bin.“
Wo man das einordnen kann?
Ob der Satz wohl zur Kohärenztheorie passe,
„Au ja“, ruft Linea,
„Das wäre ja klasse!“
Doch nach kurzem Überlegen wird uns allen bewusst:
Dies war wohl ein falscher Beschluss.

 

Emilia beginnt uns allen zu erklären,
Dass der Satz gar nicht einzuordnen wär‘.Denn dieser ist Teil vom System,
Auf welchem all unsere Definitionen erst später entstehen.
Deshalb funktioniere es mit diesem Verfahren wohl nie,
Drum fahren wir fort mit der Konsenstheorie.

Linea scheint hier jedoch kritischer zu sein:
„Ein unendlicher Diskurs? Danke, aber nein!“
Die Täuschung im Fremdpsychischen sei eine zu große Gefahr,
Wenn wir wirklich herausfinden wollen was nun ist wahr.
Zur Korrespondenztheorie vergess‘ ich leider meine Mitschriften zu machen,
Doch ich denke, darüber können wir heute alle herzlich lachen.

Nachdem wir meinen, wir erfahren es nie,
Erklärt unser Lehrer:
Der Satz passe in die Evidenztheorie.
„Evidenztheorie?!“, wundert Melody sich laut,
„Sie meinen also eine innere Überzeugung, auf die man vertraut?“
„Genau!“, freut unser Lehrer sich. „Das ist wichtig!“
„Ich denke, ich bin“ – eine Selbsteinsicht, somit richtig.
Zum Ende hören wir von Linea und Antonia noch ein Referat
Zu der zweiten Meditation von Déscartes.
Auch von den Hausaufgaben verschont werden wir nicht,
Entsetzen ist zu sehen auf jedem Gesicht.
Denn für M19 ist Nummer 6 zu machen,
Da vergeht auch der Letzten das Lachen.
Wenigstens muss ich heute nicht protokollieren,
Denn das kann heute die Charlotte probieren.

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Autorinnen:
Gedicht: Nelly Biehl (Q4)
Einleitungstext: Emilia Friedrich (Q4)

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