Mind & Soul – Mental Health am Lili (Teil 1)

Ein Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin Kristin Noffke über ihr neues Projekt am Lilienthal-Gymnasium.

Interview: Kendra Hoff (10.1)

 

 

  Mind & Soul -  Mental Health am Lili 

Ein Mittwoch in der zweiten großen Pause am Lilienthal-Gymnasium: Ein Gruppe Schüler:innen hat sich bereits in dem Klassenzimmer in der Villa gesammelt. Sie diskutieren drei Fragen, die am Whiteboard stehen: Was möchte ich mehr in diesem Projekt haben, was weniger und welche Verbesserungsvorschläge habe ich? Es wird sich aktiv ausgetauscht. Schließlich einigt man sich auf gemeinsames Essen während der Stunden und auch zukünftig einen Fokus auf dem Thema Motivation. Dann ist die Zeit auch schon wieder vorbei, doch ein positiver Eindruck bleibt trotzdem.

Ein Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin Kristin Noffke über ihr neues Projekt am Lilienthal-Gymnasium:

FlugBlatt: Frau Noffke, könnten Sie das Projekt Mind & Soul einmal kurz vorstellen?

Kristin Noffke: Das Projekt soll für Jugendliche einen Raum am Lili bieten, um über mentale Gesundheit ins Gespräch zu kommen.

FlugBlatt: Und wie genau ist das Projekt entstanden?

Kristin Noffke: Das war ein längerer Prozess (lacht). Aber hauptsächlich ist die Idee durch Gespräche entstanden, die ich mit den Personen hatte, die zu mir gekommen sind. Und meinem generellen Eindruck, dass hier am Gymnasium einfach sehr viel Zeit für Schule draufgeht. Ihr seid lange hier, dann gibt es noch Hausaufgaben, einige von euch haben im Nachmittagsbereich Hobbies und zwar oft gar nicht so wenige… Von Vielen ist der Tag also einfach oft extrem voll. Außerdem kamen in den Gesprächen immer wieder die Fragen auf: Wo erhole ich mich eigentlich mal? Was sind die Punkte, die ich nur für mich mache? Dadurch entstand der Gedanke, den Jugendlichen einen Platz zu bieten, sich über solche Themen auszutauschen und ins Gespräch zu kommen. Oftmals sind ja auch Freizeitaktivitäten leistungstechnisch besetzt, egal ob Sport oder auch im künstlerischen Bereich.

FlugBlatt: Das stimmt und das ist auch ein Thema, dass wir in der Schulgemeinschaft mitbekommen: Selbst diejenigen, die mit Stress eigentlich gut umgehen können, fühlen sich an einem so anspruchsvollen Gymnasium wie dem Lilienthal manchmal überfordert. Da ist Ihr Projekt eigentlich eine sehr schöne Idee: keine Therapie-Stunde sondern mehr eine Art Austausch, um sich über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden.

Kristin Noffke: Ja, ganz genau. Auch Prioritäten setzten lernen zu können, ist ein Thema. Das bekomme ich dann zum Beispiel mit, diese Phasen, in denen sowohl die Lehrkräfte als auch ihr total gestresst seid. Und um diese Phasen herum scheint es dann oftmals wenig zu geben. Das Projekt ist also auch dazu da, um zu gucken wie man mit diesen Phasen am besten umgehen kann, die über die ganze Schulzeit verteilt ja immer wieder aufkommen.

FlugBlatt: Diese Zeit merkt man ja auch an der Stimmung in der gesamten Schule, vor allem aber an den tiefer werdenden Augenringen. Wie kann sich die Schülerschaft denn an Sie damit wenden?

Kristin Noffke: Am besten ist es, mich im Büro aufzusuchen, wobei das manchmal ziemlich schwierig sein kann (lacht). Wenn man es also schonmal versucht hat und ich nicht da war, ist es am allerbesten, mir eine E-Mail zu schreiben oder mich anzurufen und mir auf die Mailbox zu sprechen. Die Kontaktdaten finden sich entweder an meiner Bürotür oder auf der Homepage.

FlugBlatt: Haben Sie eigentlich generell Tipps für den Alltag oder auch speziell für Prüfungssituationen, wie man am besten mit Stress umgehen kann?

Kristin Noffke: Ich glaube Struktur kann immer gut helfen, zum Beispiel sich einen Lernplan zu machen. Aber immer auch Pausen einplanen, das ist sehr wichtig! Und vielleicht sollte man sich auch einen Weg der Belohnung überlegen, wenn man es beispielsweise nach der Schule lange geschafft hat, sich hinzusetzen und zu lernen. Ich glaube, es ist entscheidend, sich darüber Gedanken zu machen, was einen eigentlich belohnt.

FlugBlatt: Sie stehen ja vermutlich gleichzeitig in Kontakt zu Schüler:innen der Sek. I und Sek. II. Unterscheiden Sie da nochmal, wenn Sie Tipps geben?

Kristin Noffke: Bei den Stufen stelle ich da keine Unterschiede fest, sondern eher bei den Individuen selber. Jeder Mensch, der hierher kommt, hat wirklich so unterschiedliche Vorraussetzungen, was zeitliche Kapazitäten und Ziele angeht. Da versuche ich eher zu schauen: Wo willst du speziell hin und was braucht es dafür?

FlugBlatt: Alles klar. Dann: Personen empfinden es ja immer sehr unterschiedlich, ab wann sie sagen, jetzt geht es gar nicht mehr; ich brauche wirklich Hilfe. Wann ist man denn Ihrer Meinung nach gut damit beraten, sich bei Ihnen oder anderweitig Hilfe zu suchen?

Kristin Noffke: Das ist eine knifflige Frage, weil ja wie gesagt jeder Mensch das ganz unterschiedlich wahrnimmt. Und der Punkt, an dem man von außen sagen würde: Da steigert sich aber jetzt jemand rein in die anstehenden Dinge oder den ständig  andauernden Stress, der kommt schon ganz schön spät. Es ist wichtig, sich und seinen Körper gut zu kennen, aber eben auch die Psyche. Zu wissen, was das eigene Pensum ist, sowohl in Bezug auf Schule, als auch auf Freizeit. Bemerkt man dann, dass man sich irgendwie „verzettelt“ oder einfach nicht gut fühlt, ist es immer gut sich Rat zu suchen. Sei es auch nur mit Bekannten oder Freunden zu sprechen und zu fragen: Geht es dir auch so? Wenn man mit dem Feedback unzufrieden ist, kann man immer auch noch eine andere Person zurate ziehen; vielleicht die Eltern oder auch mich. Das trägt auch total zu „Mental Health“ bei, dass man unterschiedliche Anlaufstellen kennt.

FlugBlatt: Gerade deswegen ist es auch total schön zu sehen, dass Sie hier als Sozialarbeiterin so präsent an der Schule sind. Und dass Personen, die mit niemandem persönlich sprechen wollen, aber auch glauben, sich ineiner Therapie nicht richtig wohlfühlen zu können, hier eine „dritte Instanz“ haben.

Kristin Noffke: Das ist tatsächlich manchmal so, dass oft Personen nicht genau wissen, was Therapie eigentlich heißt und ob das etwas für sie ist. Diese Fragen kann man dann genau in diesem Raum der Schulsozialarbeit besprechen.

FlugBlatt: Dann bleibt noch die Abschlussfrage: Gibt es etwas, dass Sie unserer Schülerschaft mitgeben wollen?

Kristin Noffke: So viele Dinge (lacht). Sich auf eine Sache festzulegen, ist schwer… Aber: Versucht eure Schulzeit zu genießen und diese aktiv mitzugestalten. Da erlebe ich das Lili zum Beispiel auch sehr aktiv; viele Schüler:innen versuchen diese Zeit gut zu nutzen. Und in den Phasen, wo alles zu viel und zu stressig wird, sollte man wirklich gut in sich reinhören und gucken, was brauche ich eigentlich gerade, damit etwas besser wird?

FlugBlatt: Vielen Dank für das Gespräch!

Kontakt: Kristin Noffke0174-2929406, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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Artikel: Kendra Hoff (10.1)

 
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