Über Roboter, Erkenntnisprozesse und die übergeordnete Natur – und wie das alles zusammenhängen kann
Interview: Emilia Friedrich (Q2)
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Es ist wieder soweit: Das erste Mal online und das fünfte Mal insgesamt haben wir nun die „5 philosophischen Minuten“. Diesmal mit: Herrn Wachs! Er ist bei uns Latein- sowie Chemielehrer, Mitwirkender an der LiliBot-AG und bekam, unserem Format entsprechend, fünf Minuten Zeit, um zu unserer philosophischen Problemfrage Stellung zu nehmen. Wir schreiben mit und drucken die Antwort ab – ungefiltert, ungeschönt. Diesmal wird es eine Mischung aus Science Fiction und dem Grübeln über die menschliche Daseinsberechtigung. Aber lest selbst:
5 philosophische Minuten mit Herrn Wachs Herr Wachs: Wie ICH die Roboter überzeuge, dass wir schützenswert sind? Ob wir es überhaupt sind? Nun gut, wenn wir auf das letzte Jahrhundert oder auf die letzten zwei Jahrhunderte so zurückblicken, dann wird die Argumentation Pro Menschheit natürlich verdammt schwer. Da Argumente zu finden, warum ausgerechnet wir, die wir Ressourcen zerstören und uns benehmen als wären wir… hmm… dass wir da unbedingt übrig bleiben müssen… Letztendlich glaube ich natürlich trotzdem immer irgendwie an das Gute, vor allem bei den Schüler:innen und bei den Menschen im Allgemeinen, dass das was ist, was lohnt.
Herr Wachs: Naja, also, es gibt ja immer wieder auch Erkenntnisse – wo wir gerade auch in der Schule sind, da gibt es jeden Moment auch irgendwie Erkenntnisse. Und das finde ich eigentlich sehr schöne Momente, das mag ich an meinem Beruf auch so gerne. Also wenn es bei Ihnen/euch „klick“ macht, das ist es für mich ein total schöner Moment, wenn so diese Erkenntnis durchs Gesicht huscht. Und natürlich gibt es im Zwischenmenschlichen total schöne Momente, die lobenswert sind. Aber die Frage geht ja so in Richtung Menschheit, unsere Spezies. Vor Corona war „Fridays For Future“ das große Thema – die Zukunft der Menschheit. Und das Thema ist ja nicht weniger aktuell geworden, und, verdammt nochmal, Club of Rome*, das ist 50 Jahre her. Seit über 50 Jahren wissen wir es wirklich, dass wir den Bogen überspannt haben, in Bezug auf unseren Planeten. Dass wir den kaputt machen. Und wenn da jetzt irgendwelche Roboter kommen, die uns überlegen sind, dann ist es natürlich immer die Frage: „Inwiefern sind sie überlegen?“ Diese kognitive Leistung, ja, auf jeden Fall, dass sie schneller rechnen… Aber klar, wenn sie genau so zerstörerisch vorgehen wie die Menschen – hm –, dann wären wir vielleicht doch die bessere Wahl. Die Frage ist, ob sich die Roboter davon überzeugen lassen.
Herr Wachs: Also die Roboter wüssten, wir Menschen sind im Verhältnis zu den Robotern nicht die bessere Alternative? Ja, inwiefern haben wir dann eine Lebensberechtigung? Ich meine, wir machen das ja mit den Tieren auch permanent. Wir beschneiden Lebensräume eben so, dass es immer weniger Eisbären, Elefanten, Tiger und so weiter gibt; vielleicht würde dann mit uns auch sowas passieren. Vielleicht würden die Roboter uns dann einfach nur noch einen kleineren Lebensraum zugestehen, da gäbe es einfach weniger Menschen. Letztendlich machen wir doch genau das gleiche, also insofern: Das wäre vielleicht Gerechtigkeit, Gerechtigkeit der Natur? Oder, nicht Gerechtigkeit, aber der Lauf der Dinge. Das ist für uns Menschen keine schöne Perspektive, aber ich glaube, wir haben da keine große Wahl in der Situation – wenn sie uns überlegen sind? Was sollen wir tun? Gerechtigkeit spielt bei dieser Frage eigentlich keine Rolle. Aber wir können es vor uns selbst viel leichter rechtfertigen oder in dieses Schicksal ergeben, wenn wir sagen: „Okay, das ist jetzt eine gerechte Strafe.“ Aber… Da ist ja kein:e Richter:in, der:die das entscheidet, sondern es ist der Lauf der Dinge und die übergeordnete Natur, der wir uns nicht entziehen können.
Herr Wachs: Naja, versuchen kann man es immer. Also das ist ja auch eine Eigenschaft, die wir haben. Wir haben Emotionen und da kann man uns ja kriegen. Und es gibt ja ganz viele, die sich dann von irgendwelchen süßen Panda-Fotos oder Eisbären oder so davon überzeugen lassen, dass es sich lohnt, z.B. für bestimmte Tierarten zu kämpfen. Dann sind eben diese süßen Pandas das Symbol für den Lebensraum, den es zu schützen gilt. Also insofern kann man mit Emotionen schon ne ganze Menge erreichen. Nur inwieweit haben diese Roboter Emotionen? .............................................. * Anmerkung der Redaktion zum Verständnis: Der gemeinnützigen Organisation Club of Rome ist es ein Anliegen, sich für nachhaltige Entwicklung und den Schutz von Ökosystemen einzusetzen – die Zukunft der Menschen soll nachhaltig sein. Die Organisation leistet Bildungsarbeit bei Kindern unter dem Schwerpunkt, welche globalen Auswirkungen ihr individuelles Handeln haben kann. 1972 veröffentlichte der „Club of Rome“ den Bericht „Die Grenzen des Wachstums“, in dem die Autor*innen vor den Gefahren einer ungebremsten Nutzung von Ressourcen warnen. (Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Club_of_Rome, Stand: 13.07.2022) Foto: Johanna Himmel (Q2) |